Mittwoch, 24. Juli 2013

Unser großer Tag auf/vor/neben den Klippen

Slàinte meine Lieben,

es ist so weit und ich melde mich wieder zu Wort. Eigentlich würde ich zur Einleitung das Gleiche über das Wetter schreiben, wie wir es die letzten zwei Wochen getan haben: Sonne, 30 Grad, blauer Himmel etc ...

ABER, die Zeiten sind vorbei und wir haben endlich Regen ... Juppieh!
Gestern Abend durften wir zum feierlichen Abschluss des Tages nach der Arbeit die ersten Tropfen beobachten.
Naja gut, unsere Freude hält sich dabei in Grenzen, dennoch wir lassen es uns nicht nehmen unseren Esstisch auf den Balkon zu stellen und dort abends gemütlich zu essen. Zur Zeit können wir uns glücklicherweise langsam an das irische Wetter herantasten. Den Großteil des Tages ist es zwar bewölkt und manchmal etwas stürmisch, aber die Temperaturen spielen sich noch oberhalb der 20-Grad-Grenze ab, Regen gibt es nur, wenn wir sicher im Trockenen stehen und die Sonne lächelt uns zwischendurch auch noch an und lässt uns wissen, dass sie uns nicht vergessen hat.

Genug über das Wetter, kommen wir nun zu den harten Fakten des Lebens in Dublin. Na obwohl, mittlerweile machen wir auch schon das ganze Land unsicher. Aber fangen wir erstmal im Anschluss meines letzten Blockeintrags an.
Wie schon berichtet hatten Adrian und ich uns gewagt einen Spaziergang durch den Phoenix Park zu machen und dort die Gegend zu erkunden. Mittlerweile gehört dieser Park zu unserem Leben in Irland. Da er innerhalb 30 Minuten zu erreichen ist, reizt es uns sehr oft, nicht in der Wohnung oder auf dem Balkon zu sitzen, sondern die letzten Sonnenstrahlen des Tages im Park einzufangen.
Am Wochenende nach der "Entdeckung" machten Leo und ich uns samstags auf den Weg zum Park. Da es sehr warm war, nahmen wir uns einige erfrischende Kaltgetränke mit. Was wir vorher nicht wussten, dass an dem Tag ein Konzert stattfand. Das nahm die Poliz ... excuse me ... Garda zum Anlass den Haupteingang abzusperren und alle Taschen zu kontrollieren, damit man seine erfrischenden Kaltgetränke nicht mit hinein nimmt. Wir entschieden uns weiterzugehen und einen Nebeneingang des Parkes zu suchen. Nach einem zwanzig-minütigen Fußweg sahen wir schon den nächsten Garda (laut Wikipedia ist das auch die offizielle Bezeichnung eines einzelnen Gesetzeshüter). Da wir jeweils einen Plastikbecher mit einem erfrischenden Kaltgetränk in der Hand hatten, sagte er zu uns, dass wir doch austrinken sollen und dann könnten wir gerne hinein. Das ließen wir uns nicht zweimal sagen. Mit einem Lächeln gingen wir an dem netten Mann vorbei und lenkten ihn somit davon ab, noch einen Blick in unsere Taschen zu werfen.
Nun konnten wir die Weiten des Phoenix Parks noch einmal aus anderen Perspektiven betrachten. Nachdem wir das Wetter etwa 3 Stunden genossen hatten, bemerkten wir die musikbegeisterten Menschenmassen, die in den Park zum Konzert stürmten. Wir beschlossen langsam wieder den Heimweg anzutreten. Unterwegs faszinierte uns ein Eiswagen, welcher dann noch besucht wurde.

Bisher war Sonntags immer unser Ruhetag, an dem wir keine großen Planungen vornahmen und den Tag auf der Couch (entweder auf dem Balkon oder im Wohnzimmer, je nachdem wo sie sich grad befand) verbrachten. An dieser kleinen Tradition wollten wir auch nicht viel ändern, aber Adrian und ich hatten das Bedürfnis den Sonntag in den Phoenix Park zu verlegen. Gesagt, getan, erfrischende Kaltgetränke in der Tasche, kamen wir am Haupteingang an. Aber auch an diesem Tag fand ein Konzert statt. Gardaì hatte wieder Aufstellung bezogen und kontrollierte fleißig. Wie vom Vortag schon gewusst, machten wir uns auf den Weg zum Nebeneingang. Diesmal kam ein Garda jedoch auf die Idee einen Blick in unsere Taschen zu werfen. Zuerst muss ich noch sagen, dass es ein wirklich sehr netter Garda war. Er wies uns darauf hin, dass das Mitbringen eigener Getränke in den Park zum Zeitpunkt eines Konzertes untersagt sei. Danach gab er uns den Tipp in einen anderen Park ganz in der Nähe zu gehen. Dem folgten wir und kamen in einem sehr schönen Miniaturformat des Phoenix Park direkt am Wasser heraus. Dort ließen wir den Sonntagabend und damit die Woche gemütlich ausklingen.

In der darauffolgenden Woche ist nicht allzu viel passiert. Auf Arbeit durfte ich mein Netbook ein wenig im RAM auf Firmenkosten aufrüsten.
In den letzten Wochen konnte ich schon einige Erfahrungen mit dem Auseinander- und wieder Zusammenbauen von Laptops, Desktop-PCs und Playstations sammeln. Diesmal kam etwas ganz neues für mich. Ein Kunde brachte seine XBOX 360 in den Laden. Mein Chef gab sie mir und meinte, dass sei jetzt meine Aufgabe und ich solle mal eben den Laser des Laufwerks wechseln.

Dann folgte auch schon das nächste Wochenende, an dem unser erster "großer Ausflug" an der Reihe war. Dieser war am Samstag geplant und deshalb nahmen wir uns am Freitagabend nichts vor. Doch durch das gute Wetter gingen Adrian und ich nochmal kurz in den Phoenix Park. Aus dem Kurz wurde dann doch etwas länger. Wir wollten einige neue Wege erkunden, die wir bisher noch nicht gesehen hatten. Irgendwann trafen wir die Rentierherde, die uns auf einem Weg entgegenkam. Leider war es schon zu dunkel um Fotos davon zu machen. Die Zeit ist sehr schnell vergangen und wir waren dann auch erst etwas später zu Hause.
Kommen wir zum Samstag: Wir hatten schon oft von den "Cliffs of Moher" gehört. Leo wurde durch einige Arbeitskollegen darauf aufmerksam, dass ein Unternehmen Tagestouren dahin organisiert. Also buchten wir die Tour dorthin. Besser gesagt Adrian bekam die ehrenvolle Aufgabe übertragen die Karten zu holen.
Um 7 Uhr ging unser Bus. Natürlich mussten wir uns noch Essen für den Tag machen und auch noch zum Treffpunkt kommen. Also hieß es um 5 Uhr am Samstagmorgen aufstehen. Das war dann sogar für die Luas zu früh, die erstmal noch nicht fuhr. Wir machten uns also zu Fuß auf den Weg, um die 6 Stationen zu laufen. Der Weg war aber doch weiter als gedacht und so sammelte uns nach zwei Stationen die erste Luas des Tages ein und brachte uns sicher ins Stadtzentrum. Wir waren knapp dran, aber kamen noch pünktlich an. Dort trafen wir uns mit drei Kollegen von Leo. Diese sind Portugiesen und anscheinend war der ganze Bus voll besetzt mit deren Landsleuten. Der polnische Organisator hat dann aber doch auf Englisch alle Informationen angesagt. Nachdem auch die letzten Mitfahrenden eine halbe Stunde später eintrafen und im Bus jeder Platz besetzt war, ging die 4-stündige Fahrt los. Eine gute Chance um den verpassten Schlaf nachzuholen. Als wir angekommen waren wurde uns mitgeteilt, dass wir nun anderthalb Stunden Aufenthalt haben. Damit wir keine Zeit verlieren machten wir uns gleich auf den Weg in die Klippen. Es gab zwei Wege zur Auswahl, einen abgesicherten Weg, von dem der Ausblick gut ist und einen ungesicherten Weg, ven welchem der Ausblick einmalig ist. Vorher hatten wir schon mitbekommen, dass man in der vorgegebenen Zeit nicht beide Wege schaffen kann. Wir wollten natürlich gute Fotos machen und entschlossen uns den ungesicherten Weg einzuschlagen. Nach den ersten "Extrem danger"-Warnschildern, Gedenktafeln für die Verunglückten und sehr sarkastisch formulierten Schildern der Samariter mit Notrufnummern war uns etwas mulmig, aber wir sind ja nur einmal da. Die ersten Meter waren noch ziemlich sicher, da große Steinplatten als Zaun fungierten. Dann begann der richtige Weg. Dieser war wirklich sehr nah am Abgrund dran. Die Klippen haben eine Höhe von Durchschnittlich 214 Metern über dem Meeresspiegel. An den meisten Stellen hatte man genug Spielraum um sich noch 5 Meter vom Rand zu entfernen, aber es gab auch einige Stellen, an denen man nur noch einen Meter Platz hatte. Aber die Bilder, die man aus den Perspektiven machen konnte, sind der Hammer.
Einige ganz mutige haben sich direkt an den Rand gesetzt und die Beine von der Kante baumeln lassen.
Für unsere Gruppe war das dann doch eher etwas riskant.
Nachdem wir an der höchsten Stelle ankamen, mussten wir uns auch schon wieder auf den Rückweg zum Bus machen, damit wir auch ja pünktlich sind. Die Fahrt ging weiter zu einem nahe gelegenen Hafen, von dem aus wir zu einer Bootstour unterhalb der Klippen starteten. Am Anfang hatten wir einen sehr schönen Platz am Deck des Bootes. Von da aus hätte man wohl den besten Blick auf die Klippen, sagte man uns. Der Kapitän jedoch wollte vor der Abfahrt nicht, dass an dieser Stelle jemand steht, also mussten wir eine Etage tiefer gehen, aber dennoch an Deck. Wir hatten uns etwas geärgert, aber hatten trotzdem freien Blick nach außen und standen direkt neben der Wasseroberfläche. Obwohl wir damit gerechnet hatten, dass die ersten Minuten der Fahrt nicht sehr spannend werden, erlebten wir dort das erste Highlight der Bootstour. zwei - drei Meter Neben dem Boot und direkt vor unserem Nasen tauchte ein Delfin an der Wasseroberfläche auf und sprang dreimal aus dem Wasser und lächelte uns freundlich an. Sofort griffen alle in ihre Taschen um die Kameras heraus zu holen und den Moment festzuhalten. Doch leider war der Delfin zu schnell wieder weg und wir haben kein Bild von ihm. Somit hatten wir genug Gesprächsstoff um die Hinfahrt schnell herumzubekommen. Wir standen auf der Seite, die erst bei der Rückfahrt den Blick auf die Klippen bekam. Der Anblick war unglaublich. Vom Boot aus wirkten die Klippen noch gigantischer, als von oben. Auf einem kleinen Felsen leben tausende Papageientaucher, die alle eng beieinander standen.
Nachdem wir wieder im Hafen angekommen waren, ging unsere Fahrt weiter nach Gallway, unterbrochen von einem kurzen Zwischenhalt an einer kleinen Burg. In Gallway wurde uns genau eine Stunde Zeit gegeben mit der Bemerkung: "Ihr könnt euch ja mal ein Pub suchen und ein Guinness trinken und dann kommt ihr wieder". Unsere kleine Gruppe war aber eher hungrig als durstig. Wir suchten uns ein kleines Fast-Food-Restaurant und schafften uns erst einmal eine Grundlage. Dann gingen wir noch in einen Pub um dem Tipp des Organisators zu folgen. Wir konnten mit unseren Gläsern auf die kleine Wiese setzen, die sich vor dem Pub befand. Somit haben wir in der doch sehr kurzen Stunde noch etwas sehen können.
Im Anschluss ging es wieder Richtung Dublin. um 21 Uhr erreichten wir unser Appartement und fielen sofort ins Bettchen.
Den Sonntag danach mussten wir uns von den Strapazen erholen und taten im Grunde genommen nichts.
Somit konnten wir erholt und munter in unsere vorvorletzte irische Arbeitswoche starten.
Bisher begann diese mit etwas Sonnenschein. Doch noch während ich diesen Blog schreibe, sind wir schon mit Regenjacke und Schirm auf den Balkon gegangen um einerseits unsere Küchenmöbel ins Trockene zu bringen und andererseits das lautstarke Sommergewitter zu beobachten.

Regnerische Grüße aus dem Land der Kobolde.
Cheers und bis bald, euer Sascha

PS: Und wie gewohnt einige bildliche Impressionen ;-)

Die Klippen im Gesamtanblick.


Man kann nicht behaupten, sie hätten uns nicht gewarnt.

Der Ausblick von eigentlich schon zu nah an der Kante.



Der Ausblick vom Boot.



In dieser Burg waren wir 20 Minuten. Das sind 20 Minuten, die wir auch noch gerne länger auf den Klippen oder in Galway geblieben wären.