Donnerstag, 27. Juni 2013

Bergfest der zweiten Woche

Die Mitte der zweiten Woche ist nun erreicht und ich kann sagen, dass der bisherige Aufenthalt ziemlich schnell verging. Da wir bisher alle schon anderthalb Wochen Zeit hatten die ersten Eindrücke in unseren Praktikumsbetrieben zu sammeln, ist es soweit diese vorzustellen. Ich mach heute den Anfang.

Derzeit arbeite ich in der Firma "TechPros". Es ist ein Betrieb mit zwei Filialen in Dublin. Mein Einsatzort ist in einer großen Mall namens "The Square Shopping Centre" und liegt am Rande der Stadt in Tallaght.
"TechPros - The Computer & IT Professionals" ist ein Smartphone- und PC-Reparaturladen. Er besteht aus einem kleinen Verkaufsraum und zwei etwas mysteriös wirkenden Werkstätten in den Lagerräumen der Geschäfte der Mall. Das Hauptgeschäft besteht darin, PC, Laptops, Tabletts und Smartphones sowie sämtliche Apple-Produkte an Hard- und Software zu reparieren. Es werden aber auch Spielekonsolen, wie Playstation und XBOX angenommen und bestenfalls wieder funktionsfähig gemacht. Des Weiteren besitzt der Laden einen Kopierer/Drucker/Scanner und vier sogenannte "Sitekiosk(s)". Dies sind PCs, wie man sie auch im Internetcafé findet: Platz nehmen, Geld einwerfen und los surfen. An der Verkaufswand befinden sich sämtliche Smartphonetaschen, Ladegeräte und Adapter. Genau in diesem Raum befindet sich mein Hauptarbeitsplatz. Die beiden Werkstätten sind in eine PC- und eine Smartphone-Reparatur-Werkstatt unterteilt. An meinem ersten Tag hat TechPros in ein neues Gerät investiert, welches Motherboards und einzelne Platinen eines PCs reparieren kann. Natürlich kann man sich bei technisch interessierten Männern vorstellen, dass sie sich gefreut haben wie kleine Kinder und alles daran ausprobieren mussten. Ich durfte bisher zwar noch nicht selbst daran, aber schon das Zusehen war interessant.

Die Kollegen sind alle sehr nett. Insgesamt beschäftigt der Shop neben den beiden Chefs drei Techniker. Dabei ist es auffällig, dass die Belegschaft international besetzt ist. Wir haben einen Inder, Afrikaner, Briten, Holländer, Iren und mit mir jetzt auch einen Deutschen. Da jeder einen anderen Akzent im Englischen hat, war es in der ersten Woche schwierig alles zu verstehen. Aber mittlerweile sind die Sprachprobleme nur noch sehr gering.

Zu meinen Aufgaben im Betrieb zählt hauptsächlich die Laptop- und PC-Reparatur. In den ersten Tagen wollte der Chef erst einmal sehen, wie es um meine Kenntnisse zwecks PC-Zusammenbau steht. Deshalb bestand der erste Tag daraus einen PC zusammenzubauen und Festplatten in Notebooks zu wechseln. Ab dem zweiten Tag durfte ich bei sämtlichen Notebooks das Motherboard austauschen. Anfangs hatte ich noch einige Hemmungen, was das Auseinandernehmen von Laptops betrifft. Jedes Modell ist unterschiedlich zusammengebaut und hat somit auch verschiedene Techniken geöffnet zu werden. Sehr erstaunlich fand ich die Antwort auf die Frage, wie ich einen bestimmten Laptop zerlege: "You know Youtube? Look there and try it after watching". Nach anfänglicher Skepsis muss ich sagen, dass es ziemlich gut lief.
Seid dem ist es eines meiner täglichen Aufgaben, solche Dinge zu tun. Dazu kamen bisher das Austauschen von Tastaturen, Touchpads, Lautsprechern, Displays, das Reinigen von Prozessoren und anderem PC-Innenleben.

Mein persönliches Highlight war bisher das Zerlegen einer fast neuen Playstation 3. Auch wenn ich im normalen Leben nicht viel mit diesem Gerät zu tun habe, war es mal nett das ganze von innen zu betrachten und zu sehen, mit was für simpler Technik und einem geringen Materialkostenaufwand der Hersteller einen Haufen Geld machen kann. Nachdem ich die komplette PS3 auseinander genommen hatten, zogen wir eine kleine Spielzeugpistole heraus, die der Sohn des Kunden in das Laufwerk hereingesteckt hatte und somit ein neues fällig wurde. Wenn ich einmal nicht rumbastle, kümmere ich mich um die Kunden und versuche Ihnen bestmöglich bei PC-Problemen zu helfen. Bisher fiel die Smartphone-Reparatur leider nicht in meinen Bereich. Und was darf bei einem echten Praktikantenjob nicht fehlen? Natürlich das Kopieren. Das mache ich den ganzen Tag verteilt immer zwischendurch für die ankommenden Kunden.

Direkt neben dem Shop befinden sich eine Reihe verschiedener amerikanischer Fast-Food-Ketten. Dem entsprechend sieht auch meine Pausengestaltung aus.
Eine sehr positive Sache an dem Arbeitstag ist es, dass der Shop erst um 10 Uhr öffnet, was bedeutet, dass ich bis ca. 8:30 Uhr schlafen kann. Der Nachteil daran ist jedoch, dass ich dann auch bis um 18 Uhr arbeiten muss und erst gegen 19 Uhr zu Hause bin.

Sooo genug vom Nerd-Zeugs geschrieben ;-)

Unser WG-Leben läuft weiterhin ... ehm ... sehr entspannt ab. Da wir alle sehr lange arbeiten müssen, ist nachmittags bzw. am Abend nicht mehr viel Zeit irgendetwas zu unternehmen oder die Stadt zu erkunden. Deshalb ist in der Woche eher weniger los. Alle zwei Tage gehen wir zu unserem Stamm-Supermarkt Lidl um die Versorgung der nächsten Tage sicherzustellen. Am Abend muss sich dann jemand bereit erklären zu kochen. Bis dahin kann schon die ein oder andere Stunde vergehen, aber bisher haben wir es gut hinbekommen und es musste noch keiner verhungern. Auch wenn wir jeden Abend die Qual der Wahl haben zwischen Reis oder Nudeln und welche Uncle Ben's Sauce wir diesmal im Kochtopf erwärmen.
Sollte sich keiner bereit erklären, gibt es eben Toast. Letztere Situation hatte heute zur Folge, dass das Appartement sehr verqualmt war und wir alle in die Küche gerannt sind um den Toaster schnellstmöglich auf den Balkon zu bringen. Die Sicherungen im Toaster, die eigentlich dazu da sind, das Gerät auszuschalten und die Toast heraus zu befördern, wenn diese fertig sind, waren anscheinend defekt und der Toaster toastete und toastete und toastete bis irgendwann sehr wenig vom ursprünglichen Toast übrig war. Eine kleine Panikattacke machte sich breit, als wir den Rauchmelder direkt über dem Toaster entdeckt, den man vor lauter Qualm kaum noch sehen konnte. Nachdem wir alle Fenster aufgerissen, der Qualm sich verzogen und wir uns beruhigt hatten kam uns der nächste Gedank: "Alles ist verqualmt ... der Rauchmelder geht nicht los ... Wenn's dann mal brennt, dann ... ach wird schon nüscht passiern!".
Nach dem Essen folgt ein ruhiger Abend mit Gesprächen über die neuesten Erlebnisse auf Arbeit gefolgt vom gemeinsamen Verfolgen unserer Lieblingsserien im irischen Fernsehen.

In diesem Sinne bis bald, euer Sascha

PS: Zum Abschluss folgen noch einige Bilder der ersten Tage, als Ergänzung zu den letzten Blogeinträgen.

Der Ausblick unseres Appartements mit ein wenig irischer Kultur im Vordergrund.
Wenn man keinen Dosenöffner zur Hand hat, aber trotzdem kochen möchte.
Ein gelungenes Kunstwerk.

Nach einer Woche ohne Kaffee zu Hause, bauten wir unsere eigene  "Kaffeemaschine".
Es ist zwar nicht die schönste, aber erfüllt ihren Zweck ganz gut.

Nachdem der Toaster die Wohnung vernebelt hatte,
durfte er erst einmal nach draußen.

Ein typischer Sommertag in Dublin.
Zum Glück durften wir auch schon die Ausnahme miterleben.

Mein kleiner Laden, in dem ich 8 Stunden meines Tages verbringe.
Meine kleine Werkbank.
In den Pausen habe ich vor der Mall eine schöne Aussicht.

Eine der "mysteriösen" Werkstätten.