Montag, 24. Juni 2013

Die Nachwuchs-MacGyver aus Apartment Nr. 6

Nach einer Woche im neuen Leben hat man sich so langsam an die Gegebenheiten vor Ort gewöhnt. Die morgendlichen Schmerzen nach ein paar Stunden auf den durchgelegenen Drahtseilmatratzen variieren, so tut mal das Becken oder mal der Nacken weh. Das anschließend auftretene Kaffeeproblem, sprich die nicht vorhandene Kaffeemaschine, haben wir mittlerweile kunstvoll und kreativ lösen können: Alufolie in Handarbeit geformt zu einem Kegel, auf der Unterseite mit 3 Löchern versehen, ergibt einen tollen "Kaffeefilterhalter". So brühen wir Tasse für Tasse mit unserem neu gekauften Wasserkocher. Diese Investition mussten wir tätigen, da sich im vorhandenen Wasserbehälter ein Mikrouniversum gebildet hat; eine Mischung aus Kalk, einer undefinierbaren Brühe und vielen vielen Partikeln, die optisch an die Flocken aus Schneekugeln erinnern. Selbst abgekochtes Wasser wollten wir uns daraus nicht antun.
Unser ehemals größtes Problem wurde plötzlich und unerwartet gelößt: unser Kochtopfbestand hat sich von 0 auf 4(!) erhöht. Der Jubel hielt nicht lange an, denn um an den Inhalt einer Dose zu gelangen, muss man selbige öffnen können. "Haben wir eigentlich einen Dosenöffner?"

Aber wir sind ja nicht auf den Kopf gefallen und zusätzlich noch Informatiker, also fragte man flott Google, wie man sich in diesem Fall zu verhalten habe. Die Ergebnisse waren ernüchternt und reichten von "Stellen Sie die Dose in einen Topf (den haben wir ja jetzt :P) mit Wasser, erhitzen Sie alles auf einer Kochplatte und warten Sie, bis die Dose explodiert." bis zu "Frag doch einfach den Nachbarn, Junge!". Schlussendlich hat sich Sascha dazu hinreißen lassen, sich ein Messer zu nehmen und damit die Dose zu bearbeiten. Bis auf etwas Tomatensoße im Auge konnte man sowohl der Idee als auch der Umsetzung nichts schlechtes nachsagen. Da Sonntag war und die ersten Schlüpfer bereits 2 Drehungen hinter sich hatten, musste unsere Waschmaschine ausprobiert werden. Diese lief wunderbar, nur die Trockner-Funktion wollte nicht so richtig funktionieren. Für diesen Fall haben wir aber schon vorgesorgt. 25m Schnur quer durch das Apartment gespannt ersetzen einen Wäscheständer. An die Unterwäsche im Gesicht gewöhnt man sich ebenso wie an den Wasserstrahl der Dusche, welcher aufgrund eines Lecks am Schlauchanfang deutlich sanfter ausfällt als eigentlich vorgesehen. Man erwartet quasi, metaphorisch gesprochen, eine Hydropumpe und bekommt nur einen Platscher ab. Leo hat es mit Klebeband probiert und tatsächlich konnten wir eine sanfte Verbesserung feststellen. Das nennt man dann wohl einen Placeboeffekt.

Das alles mag jetzt so klingen, als ob es uns hier absolut nicht gefällt. Dieses Gerücht möchte ich jedoch sofort wieder aus der Welt schaffen. Unsere Truppe weiß sich zu helfen. Bei allen Hindernissen wird ein bestimmtes Verhaltensmuster ersichtlich:

  1. Das Problem wird ersichtlich und wir nehmen es mit Humor.
  2. Wir leben so lange damit, bis es einem oder allen tierisch auf die Nerven geht.
  3. Wir drücken uns weitere 2 Tage vor der Lösung des Problems.
  4. Schnell, einfach, effizient: "Hätten wir schon eher machen können."
Alles andere läuft weiterhin einwandfrei. Ich könnte hier jetzt noch anfangen von der Arbeit zu schreiben, von den Pubs, dem irischen Modebewusstsein, dem Wetter (obwohl das bereits ausreichend behandelt wurde), der Natur, der Landschaft, ... aber ich brauche noch etwas Material für die nächsten Einträge.



Danke fürs lesen, bleibt sauber,
Adrian